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30. September

Die endlose Straße spiegelte vereinzelte Autos und die weite Landschaft bevor sie sich im dunstigen Horizont verlor. Über uns der wolkenlose Himmel und die gnadenlos herunterbrennende Sonne, neben der Straße auf dem vertrockneten Grasstreifen Baumwollflocken. Vorne erhebt sich träge ein Hund vom Straßenrand und trottet in den Schatten kleiner Büsche und karger Bäume. Links kreisen schon weithin sichtbar ein paar Geier über einem kleinen See. Vor Charata tauchen am Straßenrand unvermittelt ein paar schöne und sehr gepflegte Häuser mit großzügigen Grundstücken auf – wie kann man in einer solchen Einöde leben? Weiter über die schlechte Straße, der Polizist am Übergang zum nächsten Bundesstaat macht sich nicht einmal die Mühe uns rauszuwinken, wartet einfach, bis wir langsamer werden uns fragt pro Forma nach Ausweisen. Und wo wir hin wollen. Wirft einen Blick in 2 Kinderausweise und gibt uns den Stapel zurück. Ja, Qimili ist in dieser Richtung. Fast 250 km sind wir gefahren – quer ins Land hinein. Durststrecke für die Sinne. Aber die Krönung war nicht, dass Qimili nicht annähernd so etwas wie einen Zeltplatz hatte, oder das der Anlasser manchmal streikte und wir daher den Motor nur kontrolliert (bewohnte Gegend, am ehesten an der Tankstelle) ausschalteten, auch nicht die zum Teil grottenschlechte Straße oder dass selbst die weiten Felder aufgrund der Hitzeluftspiegelungen in der Ferne in einen See zu tauchen schienen. Nein, der Höhepunkt all dessen war die Erkenntnis in Qimili, dass die Karte falsch war und wir zu unserem Zielpunkt bereits vor 80 km hätten abbiegen müssen. Aber wir wollten nicht alles umsonst gemacht haben und sind zurück gefahren. Und dann kam das wahre Highlight: Am eigentlichen Himmelsfeld, wo vor ca. 6000 Jahren ein Meteoritenregen herunterging, war ausgerechnet heute und morgen das ‚nationale Meteoritenfest’. Aus organisatorischen Gründen dieses Jahr im September, sonst eigentlich immer im Juli. Und Camping? Si,si! Gefeiert wurde mit Musik, Show, gutem Essen, gebraten am Feuer gleich neben dran. Junge Leute in Tracht, Familien und: 2 große Meteoriten, auf denen die Kinder herumkletterten. Ein kleines Informationsgebäude und hier noch mehr Steine aus dem All. Wir sind versöhnt, spazieren in der abkühlenden Luft der Nacht, essen ein wenig und fallen mal wieder völlig geschafft ins Bett.

Die letzten verließen den Platz nach 4 Uhr in der Frühe, da war die Luft angenehm frisch. Sivian war wieder früh wach, sah dem Wasserwagen zu, der die staubigen Wege besprühte. Unser Programm: Meteoriten beim Tageslicht ansehen, Spielplatz, Hüpfburg für Marnas und dann sprach uns ein lokales Kamerateam an und wollte ein Interview. Na, in Ordnung. Kris grinste, stellte sich mit Ithana und Sivian dekorativ hin und Britta mussste quasseln. Es ging ganz gut, da der Typ einfache und deutliche Fragen stellte. Abschließend noch ein Foto für uns – disfruten! Machen wir - wenn wir hier irgendwann endlich wieder weg kommen. Die Menschen sind sehr nett, aber die Gegend ist furchtbar.

Und jetzt ist Staub überall. Nicht nur ein bisschen sondern richtig viel. Und nicht nur außen an BIK-Theo, sondern auch drinnen. Denn erst einmal mussten wir 13 km Sandstraße bewältigen - Staub pur! Alle Fenster von BIK-Theo waren zu, aber es quoll durch die Heizungsschlitze nach innen. Weiter ging es dann durch gefühlte 45 Grad Celcius, den geraden Straßen nach Westen folgend 290 Kilometer bis Santiago del Estero. Hier auf dem Zeltplatz lächelte man mitleidig bei unserer Bemerkung, dass es furchtbar heiß sei. Im Sommer sind hier manchmal 60 Grad. Jetzt ist es nicht warm, das ist angenehm. Zu Abend gegessen haben wir erst spät, als es draußen schon merklich kühler war und unter dem Tisch stand eine Schüssel mit kaltem Wasser, in das wir unsere Füße hielten.

PS: Vor kurzem haben wir übrigens Europäer getroffen. Genevieve und Michele aus Paris, die mit ihrem Wohnmobil jetzt 2 Jahre lang durch die Welt fahren. Wer mehr wissen will: Auf unserer "Tipps & Links" Seite.

28. September

Gestern sind wir weiter 190 Kilometer in Richtung Nordwesten gefahren, um dann in Roque Saenz Pena zu halten. Hier sollte es Thermalbäder geben. Gibt es auch, aber leider nicht so klassisch, wie man sich das vorstellt, sondern furchtbar schmucklos. Mitten im Zentrum der Stadt steht ein Häuserblock und hier gibt es ein Thermalbecken und man kann ein paar Anwendungen machen lassen. Angesichts der über 30 Grad Lufttemperatur und der Tatsache, dass es sich hier um ein "medizinisches" Thermalbad handelt, haben wir uns dann dagegen entschieden. So lösen sich unsere tollen Pläne eben manchmal einfach auf...

Ein bisschen Kinderprogramm gab es dann aber doch noch, im örtlichen Zoo. Marnas hat's gefreut: Tiger, Jaguare, Löwen, Bären, viele Vögel und sogar ein Nilpferd! Mehr ist hier nicht und auch die Umgebung verspricht keine Abwechslung. Und so machen wir uns jetzt wieder auf den Weg und fahren, fahren, fahren.

27. September

Über 6000 Kilometer Südamerika haben wir jetzt schon hinter uns und täglich werden es mehr. In den vergangenen beiden Tagen sind wir insgesamt 500 Kilometer gefahren - für unsere (und BIK-Theos) Verhältnisse ist das enorm.

Viel Reizvolles verpassen wir dabei nicht, was nicht heißt, dass es hier langweilig wäre. Es ist allemal interes antdurch einen Landstrich zu fahren, der aus flachem, weitgehend sumpfigem Land besteht, das nur durch die schnurgerade Asphaltpisten zerteilt wird, an deren Seiten Rinder - im Wasser stehend - weiden. Um die schier unendliche Leere aufzunehmen muss man aber nicht stehen bleiben. Ganz im Gegenteil: Die Weite erschließt sich erst beim Fahren. Und das haben wir getan.

In der Zeit, in der wir in den vergangenen beiden Tagen nicht gefahren sind, haben wir das Yacyreta-Kraftwerk (bereits der dritte Wasserkraftwerksbesuch unserer Reise) besichtigt und konnten diesmal auch einen Blick hinein werfen. Wir waren in Itati, einer kleinen Stadt mit einer riesigen Basilica am Fluss Parana, um dort zu bummeln, zu fotografieren, zu essen, am Fluss zu buddeln und im Fluss zu baden. Und schließlich haben wir uns insgesamt sechs Polizeikontrollen unterzogen. Diese laufen fast immer nach dem gleichen Schema ab:

1. Reduktion der Geschwindigkeit.

2. Verengung der Fahrbahn, falls mehrspurig.

3. Auf der Straße stehende Polizisten sehen uns.

4. Auf der Straße stehende Polizisten überlegen kurz und winken uns in 80% der Fälle raus.

5. Wir halten und kurbeln die Scheibe herunter.

6. Ein Polizist kommt, grüßt und bittet um Papiere (Pässe, Fahrzeugpapiere oder Versicherung - das ist ganz unterschiedlich und der jeweils spannenste Teil)

7. Der Polizist fragt woher wir kommen, wohin wir fahren, ob wir eine Familie sind und noch ein paar andere Kleinigkeiten.

8. Nach zufriedenstellender Beantwortung der Fragen wird regelmäßig Zutritt zu BIK-Theo erbeten und gewährt.

9. Der Polizist schaut sich kurz um, grüßt die Kinder, überprüft die Pässe und wünscht uns danach eine gute Weiterfahrt.

10. Wir fahren weiter und winken den freundlich winkenden Polizisten zurück.

So lästig das auch manchmal erscheint, so beruhigt sind wir doch. Denn sollte wirklich jemand daran denken unseren Dicken zu klauen, wird er damit nicht weit kommen. Wir sind einfach zu auffällig.

26. September

Als wir vorgestern Brasilien verließen, waren die Grenzformalitäten erfreulicherweise absolut komplikationslos. In Brasilien gab es die obligatorischen Stempel für uns und die Fahrzeugausreise und auch auf der argentinischen Seite ging es flott. Es stieg ein Zöllner mal kurz in BIK-Theo, grüßte freundlich, zählte die Schar der Kinder, stempelte und unterschrieb und dann war auch hier für die Weiterfahrt alles geregelt.

Eines ist ganz deutlich. Wir sind nicht mehr in Brasilien. Schon kurz nach der Grenze war der geschäftige LKW-Verkehr Brasiliens vergessen und wich leeren weiten Strecken, nur unterbrochen durch unsägliche Polizeikontrollen. Doch bis jetzt ist alles gut gegangen, es ging bisher wirklich nur um das Überprüfen der Papiere. Aber neben diesen Aufregern hat es auch viel Gutes: Kris freut sich, da er nun wieder ein T-Shirt mehr zur Verfügung hat - das der argentinischen Fussballnationalmannschaft, das er in Brasilien sich nicht traute zu tragen.

Unser gestriger Vormittag war geprägt von der Suche nach Gas. Genauer gesagt nach jemandem, der unsere deutschen Flaschen befüllen kann. Nach zwei guten Tipps - und etwa einer halben Stunde suchen - waren wir dann am beschriebenen Ort. Ein kleines unscheinbares Geschäft in einer Anwohnerstraße. Kris nahm unsere Flasche mit und präsentierte dem Inhaber unser Anliegen: Einmal auffüllen bitte! Ohne den richtigen Anschluss ist das allerdings sehr schwierig und so überlegte und tüftelte der Gasmann, erklärte viel und sagte abschließend, dass er unsere 11-kg-Flasche mit maximal 7 kg befüllen könnte. Dazu wollte er sich einer noch größeren Flasche bedienen. Wir verabredeten uns in einer halben Stunde. Als wir zum angegebenen Zeitpunkt zurück kehrten rochen wir schon auf der Straße den typischen Gasgeruch. Im Laden war er so intensiv, dass Britta mit Sivian und Marnas den Laden sofort wieder verließ. Der Sohn das Inhabers berichtete uns, dass sein Vater noch dabei sei und es auch schon fast geschafft hätte. Nur noch 10 Minuten. Das war Kris nicht unrecht, denn so konnte auch er schnell wieder aus dem Laden flüchten. Auf das geplante Foto verzichteten wir, aus Angst mit unserer Kamera eine Explosion auszulösen (ganz im Ernst!). Kurze Zeit später kam der Gasmann mit der Flasche zu uns und sagte entschuldigend, unter Aufzählung diverser Gründe, dass er nur 5 kg auffüllen konnte. Na was sollt's. Wir waren zufrieden zumindest ein wenig Gas erhalten zu haben, um unseren Kühlschrank zu betreiben (der allerdings schon zwei Mal ausgesetzt hat - möglicher Weise benötigen wir es bald gar nicht mehr). Unser späteres Nachwiegen zeigte, dass die Flasche wohl eher mit 3 kg als mit 5 kg befüllt wurde, aber das Geld war es trotzdem wert. Denn der Gasmann hat offensichtlich alles gegeben, eine knappe Stunde investiert und dem Geruch nach zu urteilen, mindestens 10 kg Gas beim Befüllen unserer Flasche verbraucht.

Und nachmittags...

'Ein paar alte Steine eben', war Kris' Kommentar angesichts des Weltkuturerbes bei San Ignacio. So kann man es natürlich auch zusammenfassen. Wer noch ein kleines bisschen mehr wissen möchte: Es handelt sich um die etwa 300 Jahre alten Ruinen einer sogenannten Jesuiten-Reduktion, angeblich der schönsten und besterhaltenen in Argentinien. Ein weitläufiges Gelände, sehr grün, auf dem man durch die Reste der ehemaligen Gebäude schlendern kann, die bereits vor 200 Jahren verlassen wurden. Informatives - insbesondere zur Lebensweise der Guarani bei den Jesuiten - erfährt man in dem dazugehörigen Museum.

24. September

Was uns anlässlich des heutigen Datums beim Frühstück auffiel: Wir sind heute auf den Tag genau 2 Monate unterwegs. Nicht zu glauben...

Gestern Abend schwirrte uns der Kopf vor lauter Wasserfällen. Nach einem weiteren Tag Pause (uns blieb auch gar nichts anderes übrig, denn es gewitterte und schüttete wie aus Kübeln!) haben wir gestern die argentinische Seite der Iguacu- (bzw. Iguazu-) Fälle besichtigt. Für Familien auf jeden Fall interessanter als das brasilianische Ufer, denn es gibt abwechslungsreiche und zum Teil gut beschattete Wege, ganz unterschiedliche Blickwinkel auf die verschiedenen ‚Cataratas’, einen kleinen Zug durch den Park bis zur Garganta del Diablo, ein Boot zum Übersetzen auf die Isla San Martin und dort einen Strand mit Bademöglichkeit. Was will man mehr? Und so kann man hier auch leicht einen ganzen Tag verbringen, ohne dass irgendjemandem langweilig wird. Abends rauschen dann noch die Wassermassen in den Ohren, die Beine sind vom Treppen klettern und spazieren müde und wer zudem noch eine Kraxe mit Kind zu schleppen hat spürt vielleicht auch den Rücken. Der Fotoapparat hat Unmengen an Bildern ausgespuckt und jetzt gibt es wohl keinen Zentimeter fallenden Wassers, den wir nicht digital verewigt hätten. Ein bisschen hat sich Kris aber heute morgen doch geärgert, denn während gestern die Wolkenmassen nur gelegentlich ein paar Sonnenstrahlen durchließen, strahlt der Himmel heute in tiefem Blau: perfektes Fotowetter! Sollen wir also noch mal hin? Für ein paar postkartengleiche Bilder? Oder wäre das Zuviel des Wassers?

Für unseren Tagesausflug nach Argentinien und abschließende Rückkehr auf den brasilianischen Campingplatz hatten wir übrigens ein Minimum an Grenzformalitäten, da die brasilianische Grenzstation sind nicht interessiert zeigte und die Argentinier das Verfahren nach unserem Hinweis auf die abendliche Rückkehr deutlich abkürzten. Das wird heute etwas anders werden, denn heute werden wir ‚ganz ordentlich’ mit allem Papierkrams einreisen.

21. September

Das Wetter war so wie auch gestern: Schwül-heiß mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und demzufolge verhangen. Kein Fotowetter also, dennoch standen heute die Cataratas, die Wasserfälle, auf unserem Programm. Nur ein paar Kilometer sind es von unserem Campingplatz bis dahin und so waren wir bereits recht früh dort. Allerdings längst nicht so früh, als das wir nicht hätten anstehen müssen. Na, furchtbar überrascht hat es uns nicht. Schließlich sind die Wasserfälle laut UNESCO "Weltnaturerbe der Menschheit" und in diesem Jahr waren bereits über 20 Millionen Besucher dort, das entspricht einem Viertel der deutschen Bevölkerung.

"Ich bin jetzt auch ein Wasserfall" sagte Ithana als wir unter dichten Bäumen standen und der Platzregen, der sich aus dunklen Gewitterwolken ergoss, uns trotzdem durchnässte. Marnas weinte und Kris war schlecht gelaunt. Zum Glück war der Regen schnell vorbei und die Emotionen legten sich. Wir genossen den herrlichen Blick - totz des Wetters, das jetzt wieder so heiß und schwül war wie zuvor. Wolken stiegen aus dem Canyon, in den sich der Iguacu ergießt, auf und verhüllten teilweise die Sicht vollständig. Zwischenzeitlich blies der Wind durch das Tal und gab den Blick auf die 270 Wasserfälle - mit ihrem Ohrenbetäubendem Getöse - frei.

20. September

Unsere Bedenken, dass es Probleme beim Verlassen des letzten Standplatzes geben könnte, waren zum Glück absolut unbegründet. BIK-Theo hat den Wildweg zurück gut meistert. Klar, manchmal hat er schon ziemlich geschnauft und geraucht, aber er tat treu seinen Dienst und hat uns alle wieder rausgebracht. Zuvor aber haben Kris, Ithana und Marnas noch ein paar Wasserrutschen getestet, was ziemlich viel Spaß gemacht hat. Im weiten kargen Hinterland von Curitiba gab es so mit dem Parque Aquatico Botuquara wenigstens ein familiengerechtes Highlight.

Und nun sind wir nach zwei Tagen anstrengender Autofahrt in Foz do Iguacu angekommen. Damit befinden wir uns jetzt im Dreiländereck von Brasilien, Paraguay und Argentinien direkt an den berühmten Iguacu-Wasserfällen. Wir sind alle wieder gesund und haben einen schönen Campingplatz gefunden, auf dem wir heute einen Tag Urlaub machen. Das heißt: Faulenzen! Wir haben lange geschlafen, danach ausgiebig gefrühstückt, waren im Pool baden und haben Biliard gespielt. Und ja: Ithana und Talaja haben ihr Lernprogramm absolviert!

Gestern, nach unserer Ankunft waren wir zunächst im größten Wasserkraftwerk der Welt: Dem Itaipu-Staudamm. Dieser staut das Wasser des Paraná, welcher mit 700.000 l/SEKUNDE 20 Turbinen betreibt. Erzeugt wird in diesem binationalen Gemeinschaftsprojekt mit Paraguay soviel Energie, dass damit 25% des brasilianischen und 90% des paraguaianischen Strombedarfes gedeckt werden. Es ist schon ein sehr imposantes Bauwerk, an dem immerhin 40.000 Menschen gearbeitet haben und wir waren alle enorm beeindruckt.

Die Wasserfälle wollen wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Für morgen steht erst einmal die brasilianische Seite auf dem Programm.

16. September

BIK-Theo ist gerade ein Krankenwagen. Nachdem zunächst Sivian ein 3-Tage-Fieber überstehen musste, hat es jetzt der Reihe nach Kris, Marnas und heute Ithana erwischt: Magen-Darm-Infektion; unschön. Zum Glück scheint das Schlimmste überstanden. Die beiden Jungs sind schon wieder fast auf der Höhe. Bei Ithana wird es wohl noch einen Tag dauern, aber sie hat auch später angefangen.

Ansonsten sind wir bester Dinge. Wir haben uns heute, nach einer abermaligen Tankstellennacht, von der Küste weg ins Landesinnere begeben. Und das heißt, wir haben jetzt den nördlichsten Punkt unserer Route erreicht. Inzwischen ist es auch täglich schon so furchtbar warm, dass zumindest Talaja und Kris sich auf ein wenig kühleres Wetter freuen. Aber zunächst geht es ja nach Westen. Das Ziel sind die Wasserfälle von Iguazu. Leider erscheinen die gut 650 Kilometer bis dort hin vom Erlebnisfaktor eine Saure-Gurken-Zeit zu werden.

Damit uns nicht langweilig wird, suchen wir uns unsere Herausforderungen. Zugegebener Maßen auch mal ungewollt. So sind wir heute auf einem Campingplatz gelandet, der uns empfohlen wurde. Der Weg dorthin: Eine 10 Kilometer lange Schotterpiste, eine Gute, den Angaben nach. Das stimmte auch für die ersten 8 Kilometer, aber am Ende war es doch reichlich holperig, ging steil bergab und war sehr eng für unseren BIK-Theo. Aber Wendemöglichkeiten gab es nicht und so sind wir vorsichtig weiter gerollt. Immer in der Hoffnung, dass hinter der nächsten Kurve, dem nächsten Hang, das erhoffte Ziel ist. War es dann auch irgendwann, allerdings nicht so schnell, wie wir erhofft hatten. Nun sind wir gespannt, wie wir hier morgen wieder raus kommen.... Na wird schon klappen!

15. September

Es ist interessant, uns scheint, dass unser Rhythmus sich - so vollkommen ohne Verpflichtungen - dem Tageslicht anpasst. Und so sind wir heute morgen, mit den ersten Sonnenstrahlen (es ist Sonnabend) am Strand aufgewacht, an dem wir auch schliefen - in BIK-Theo versteht sich.

Hier ist heute richtig was los - ein Surfwettbewerb. Und so tümmeln sich die Wellenreiter im Wasser, dessen Brandung auf den weißen Sandstrand rollt. Hier, im Sand, trifft man sich. Setzt sich zusammen unter den mitgebrachten Sonnenschirmen, trinkt Bier, spiel Ball, geht baden, kauft Eis von einem der Strandverkäufer. Dazu klingt immer aus irgendeiner riesigen Box Musik in teilweise betörender Lautstärke, ohne dass sich jemand daran zu stören scheint. Typisch Brasilien eben, wenn nicht.... Ja wenn nicht neben uns gerade ein Auto geparkt hätte, der Fahrer zunächst die Türen und dann die Lautstärke aufriß, um uns mit "Jeronimos Cadillac" von "Modern Talking" zu beschallen. Schon dieser Fakt alleine wären einen Logbucheintrag wert gewesen, wurde aber dadurch gesteigert, dass der nächste Song "Big in Japan" von "Alphaville" war. Möglicher Weise war das eine Art uns zu grüßen und willkommen zu heißen. Wie es weitergeht werden wir leider nicht erfahren, denn dann gings für den PKW weiter und wir hören wieder brasiliansische Rhythmen.

14. September

"Hallo, ich bin der Willy" stellte sich uns der Mittfünfziger vor. Er erzählte, dass er Sohn einer deutschen Einwanderin sei aber noch nie in Deutschland war und fügte ein wenig wehmütig hinzu, dass das wohl auch nicht mehr klappen werde - carao (zu teuer). Als Tischler verdient man nicht so viel, aber es reicht zum leben. Wir plauderten eine ganze Weile und abschließend lud er uns ein, falls wir bis zum Wochenende blieben, zu einem Churrasco.

Ein verlockendes Angebot, aber es war erst Donnerstag. Wir waren schon seit Mittwoch auf der Insel, auf die wir ursprünglich gar nicht unbedingt fahren wollten. Das wir es doch machten war eher Zufall. Denn nachdem wir uns die Stadt Florianopolis angeschaut hatten, waren wir schon drauf und dran gleich noch ein Stück weiter nach Norden zu fahren. Aber andererseits hatten wir die Telefonnummer von einem Paar aus dieser Ecke. Anrufen oder nicht? Ein bisschen unschlüssig waren wir beide, denn eine richtige Einladung war es eigentlich nicht. Nach ein wenig Zauderei beschlossen wir dann anzurufen und demzufolge auch hierzubleiben. Wir fuhren auf die Insel und waren begeistert. Im Inneren wunderschöne, lauwarme Lagunen, von Bergen umgeben und nur einen Schritt vom Meer - mit seiner tosenden Brandung und einem breiten weichen Sandstrand - entfernt. Hier kann man Surfen, Wellenreiten, aber auch von den Bergen Gleitschirmfliegen und sogar Skifahren. Nicht auf Schnee, aber auf den riesigen Sanddünen. Gut, dass wir geblieben waren. Unter der Telefonnummer haben wir zwar niemanden erreicht, aber gelohnt hat es sich allemal.

Und Willy? Dem haben wir schweren Herzens abgesagt. Das Wetter wurde schlechter und noch zwei weitere Tage wollten wir hier dann doch nicht bleiben. Und nun, es ist 9.00 Uhr, sind wir bereits gute 150 Kilometer weiter nördlich und die Wolkenfelder reißen auf...

11. September

Ganz andere Gedanken macht man sich hier plötzlich, oder zumindest sollte man mal darüber nachdenken...

Zwei Nächte verbrachten wir an einem Fluss, der in die hohen Berge ein alpenähnliches Tal geschnitten hatte. Es war herrlich: Blaues, klares aber nicht zu kaltes Wasser. Grüne Wiesen mit weidenden Kühen. Hohe, mit dichtem Grün bewachsene, Berge und Sonne! Nun, und da es tagsüber hier sehr heiß wird, ist ein kühlendes Bad genau das Richtige, außer....

Ansonsten ist schön, dass wir auch weiterhin sehr viele positive Erlebnisse haben. Nette Menschen, die sich interessiert mit uns unterhalten, die Möglichkeit zu kostenlosen Übernachtung mit Klobenutzung (gegen den Einkauf von Lebensmitteln) und die vielen Menschen, die uns einfach nur zuwinken, wenn wir vorbei fahren oder überholt werden. Der geläufigste Gruß dabei ist hier "Daumen hoch". Und das ist manchmal auch etwas seltsam, beispielsweise an der Tankstelle. Soeben haben wir aufgetankt und bezahlt und dann stellt sich der Tankwart uns in Griffweite gegenüber, holt den Daumen raus und grüßt.

Trotzdem und gerade deshalb - wir fühlen uns sehr willkommen.

8.September, die Zweite

Einen großen Aufreger gab es noch, bevor der Tag ein wunderbares Ende nahm.

Auf anraten der Touristeninformation sind wir 30 Kilometer zurück gefahren, um dort eine Straße zur Küste zu nehmen (nur etwa 40 Kilometer Luftlinie entfernt, aber ca. 1400 Höhenmeter), die zwar gerade gebaut wird, aber besser ist als jede andere Strecke der Gegend, die erst seit knapp 10 Jahren mit einer richtigen Straße an den Rest Brasiliens angeschlossen ist. Dort angelangt, verriet die Beschilderung, dass die Durchfahrt unter bestimmten Voraussetzungen und zu bestimmten Zeiten möglich sei. Und da eigentlich alles passte fuhren wir in die Richtung.

Wirklich anstrengend wurde es nochmal, als wir mit unserem BIK-Theo über eine 1,5 Kilometer lange Baustellenstrecke, entlang eine tiefen Abgrundes geleitet wurden, auf der teilweise so starke Anstiege waren, dass wir sie nur im 1. Gang passieren konnten. Dennoch, die Aussicht war famos und ein Erlebnis für uns allemal. Zumal sich Kris Befürchtung, dass sich diese Art Piste jetzt die 53 Kilometer bis zur Küste fortsetzt nicht erfüllte.

Kurz nach der Passage, wir fuhren durch Täler bergab und fühlten uns wie in Österreich, hielten wir an einer der landesüblichen Straßenverkaufsstellen. Dort deckten wir uns nicht nur mit Leckereien ein, sondern klärten auch unsere nächtliche Standplatzfrage: Gleich hier, unten am Fluss! Nun stehen wir hier, auf einer Wiese zwischen Kühen und deren Haufen und freuen uns auf morgen - auf einen warmen Tag am Fluss.

8.September

Die vergangenen Stunden schienen schon vom Scheitern gekennzeichnet. Gestern der Weg zu den Wasserfällen, den wir nach 15 Kilometern elender Schotterpiste abbrachen und heute ein gleiches Trauerspiel?

Frohen Mutes machten wir uns auf den Weg nach Fortaleza, einer beeindruckenden Canyonlandschaft. 23 Kilometer waren es ab Ort, also los. Der erste Kilometer war eine ziemlich schlecht gepflasterte Kopfsteinpflasterstraße und danach wurde es noch mieser. Nichts mehr mit Straße - nur noch Piste! Naja auch Piste ist eigentlich schon zu viel gesagt - eine lose Aneinanderreihung von Felsbrocken und Erde trifft es eher. Oje und das 23 Kilometer lang. Aber wir waren ausgeschlafen und guten Mutes. Der war allerdings nach einer halben Stunde und 6 Kilometern aufgebraucht. Wir zögerten noch, aber dann drehten wir um.

Weitere Bilder

Aber noch mal wollten wir nicht ungesehenen Auges weiter fahren und so orderten wir uns kurzerhand ein Taxi. Ein kleiner Minibus lud uns dann alle ein und es war deutlich zu sehen, dass die nun zu befahrende Piste an dem Fahrzeug bereits erhebliche Spuren hinterlassen hatte. Mit jedem Kilometer wurden wir uns sicherer, dass unsere Entscheidung (BIK-Theo zu schonen) richtig war. Angekommen am Ziel genossen wir einen den grandiosen Eindruck eines riesigen Canyon, der bis zu 1100 Meter steil nach unten abfällt - nur keinen Schritt zu weit!

Jetzt sitzen wir gerade alle in der Touristeninformation von Cambara, genießen die Gastfreundschaft, trinken Mate und planen unsere weitere Tour.

7.September

Gramado und Canela waren interessant vor allem hinsichtlich ihrer Landschaft, der Leute (nur von außen betrachtet, kennen gelernt haben wir keine) und des unverkennbaren europäischen Einflusses. Eher enttäuschend dagegen fanden wir die so genannten ‚touristischen Attraktionen’ (Mini-Mundo, Schokoladenmuseum), hierein sollte man keine große Erwartungshaltung stecken. Immerhin fanden sich heute anlässlich des Nationalfeiertages auf den Nebenstrasse große Gruppen fröhlicher Menschen ein, Wimpel flatterten an den Häusern, buntes Treiben überall, dazwischen Gauchos zu Pferde. Uns zog es weiter Richtung Norden.

Wieder unterwegs wandelte sich die Landschaft: die an den Schwarzwald erinnernden Wälder wurden weniger und schließlich führte die endlose Straße nur durch weite Felder und Graslandschaft. Schwarz-Grün-Braun wechselte zu hellem Gelb und dann zu schwarz. Schwarz wie verkohlte Erde. Je weiter wir kamen, desto mehr Rauchschwaden konnten wir erst am Horizont und schließlich auch in unmittelbarer Nähe ausmachen. Später fackelte und schwelte es direkt neben der Straße, wir kurbelten die Fenster hoch, schlossen die Lüftung und fuhren geradewegs durch in die grauen beißenden Schwaden hindurch. Hier wird gewohnheitsmäßig Ackerland abgefackelt, weite, große Flächen, die schwarz und düster zurück bleiben. Marnas hat das lange beschäftigt.

Wir kamen in die Region der Canyons von Rio Grande do Sul. An einer Lanchonete (endlich konnte man mal anhalten!) bekamen wir den Hinweis auf Wasserfälle in der Nähe. Noch 4 km weiter, dann links und weitere 9 km. Dort könne man auch über Nacht bleiben, wurde uns gesagt. Die erste Möglichkeit links abzubiegen kam nach etwa 5,5 km, der ausgewiesene Ort passt, gut, nehmen wir diese. Eine unbefestigte Strasse, mit von vielen Rädern ausgefahrenen Kuhlen, vom Regen ausgewaschenen Furchen, bergauf, bergab, rote Staubwolken hinter uns lassend. Nach 11 auch nerven zermürbenden Kilometern ohne einen einzigen Hinweis sagte Kris: 5 gebe ich ihnen noch. Nach weiteren 4 der Hinweis auf die Wasserfälle, in 900m rechts. Kris blieb an besagter Stelle stehen. Ein großes Schild wies auf den rechts abzweigenden Feldweg: 2 km. Gegen diesen Pfad war der bisherige geradezu luxeriös. Wir folgten ihm mit den Augen, eine Wellenlinie, die sich talwärts schwang, weiter hinten noch eine Kurve auf kleiner Hügelkuppe… Immerhin ließ sich in dem Abzweig gut wenden und zurück waren die 15 Kilometer gar nicht so schlimm.

In Cambara do Sul nahmen wir gleich den nächsten Campingplatz. Morgen steht ein Canyon auf dem Programm. Und schon wieder ist einer unserer kostbaren Tage vorbei. Es schlafen nämlich längst wieder alle, Abends um halb 10 in BIK-Theo.

5.September

Wir sind weiter nach Norden gefahren. Die Landschaft - mit Wiesen, Wäldern und ein paar kleinen Hügeln - und die Menschen hier wirken sehr europäisch. Namen wie Kaiser, Krüger und Fischer verraten deren Abstammung. Und so ist unsere Fahrt ganz unaufgeregt. Bisher haben wir zwar noch niemanden getroffen, der (noch) deutsch kann, aber wir sind auch noch nicht im Zentrum der deutschen Kultur in Brasilien angelangt. Allerdings weist schon sehr viel auf die Verbundenheit mit Deutschland hin. Heute übernachten wir an einer Tankstelle, in der neben der brasilianischen auch die deutsche Flagge weht und die "Alles Blau" (sehr wahrscheinlich eine Anspielung auf "alemao" - deutsch) heißt und an der überall "alles mania" steht. Im kleinen Laden hängen Bilder von Frankfurt am Main und (natürlich) Schloss Neuschwanstein.

Als Kris uns in der kleinen Tankstellenbar zwei Caipirinha orderte, wurde natürlich auch wieder gefragt, woher wir kommen: "Ahhh Alemanha!". Darauf hin holte der lange, dünne Kellner einen anderen, der klein und pummelig war und offensichtlich zuständig für die Caipirinhas. Er erklärte ihm freudestrahlend auf portugiesisch, dass Kris aus Deutschland sei und deutsch sprechen könne, erlebte aber gleich darauf eine schwere Enttäuschung. Denn der Kleine schaute nur entschuldigend und erklärte zuerst dem langen Dünnen und danach Kris, dass er nur englisch spräche. Na zumindest uns war's egal und die Caipirinhas waren gut - und stark.

Bevor wir hierher kamen, waren wir noch weitere zwei Tage an der Lagune und wir waren baden. Endlich mal wieder. Am meisten hat das wohl Marnas gefreut, aber die Wasserschlacht bei etwa 30 Grad, war für uns alle ein großer Spaß. Nur Sivian beschwerte sich einmal, ihm war das Buddeln wohl zu langweilig, während alle anderen jauchzten und im See spielten. So loben wir uns den Winter!

3.September

Heute war ein ganz ruhiger Tag. Es begann schon sehr entspannt mit einem späten Frühstück, genossen im Sonnenschein am Strand der riesigen "Laguna dos Patos". Marnas und Sivian haben im Sand gespielt, Talaja und Ithana im Freien gelernt und wir ließen einfach ein bisschen die Seele baumeln - haben unsere Muscheln gewaschen, dann und wann eine Schulfrage beantwortet aber eigentlich nichts gemacht. Das war ein Tag, den wir brauchten.

Viel mehr gibt es auch eigentlich von heute nicht zu berichten.

1.September

Der Strand von Cassino: Er rühmt sich damit, im Guiness-Buch der Rekorde von 1994 als der größte Strand weltweit geführt zu werden. Wir wollten das mit eigenen Augen sehen, was angesichts des Tiefnebels etwas schwierig war. Dafür war die Stimmung sehr speziell, nahezu der Wirklichkeit entrückt. Breit ist er auf jeden Fall, der weltweit größte Strand und seine flache Sanddecke ist so fest, dass man mit dem Wagen bis ans Wasser fahren kann. Im Sommer ist hier vermutlich irrsinnig viel los, aber nun, im südamerikanischen Winter ist es beinahe leer. Ein paar Spaziergänger auf weiter Flur. Aufpassen muss man aber doch - wegen der gelegentlich passierenden Fahrzeuge: ein Moped, das durch den seichten Fluss fährt. Oder ein Pferdefuhrwerk, vor dem gewaltigen Meeresrauschen leise und unauffällig wie der Radfahrer mit den großen Körben vorn und hinten am Rad. Gefährlich werden können einem am ehesten die flinken Allradfahrzeuge, die auch mit mehr als 50 Sachen ganz vorn in den auslaufenden Wellen vorbeibrausen, wie eine Spukgestalt aus der Zukunft. Aber dafür hatten wir nur ein paar kleine Momente übrig, denn unsere Blicke waren kaum vom Boden abzulenken. Wir hatten ein wahres ElDorado für Muschelsammler gefunden! Der ganze Strand schien geradezu gepflastert von großen und mittelgroßen gedrehten Muscheln, faustgroß, in kräftigen Farben. Solche, die man ans Ohr halten und rauschen hören kann, oder die man gerne in Souvenirläden bestaunt und von denen man am liebsten mal selber eine finden möchte. Eine? Hunderte, tausende…. ‚Ich hätte 10 Tüten mitnehmen sollen’, schimpfte Talaja vor sich hin, als die eine so voll war, dass nichts mehr passte, sie aber immer wieder noch schönere und größere aufsammelte. Zum Glück hatte sie keine 10 Tüten dabei!! Wir waren total beeindruckt, keiner von uns hatte so etwas erwartet.

„Das hängt vom Wind und dem Meer ab“ erklärte uns später ein Fischer, den wir dazu befragten. „Mal schwemmt es die ganzen Muscheln an den Strand und später werden sie irgendwann wieder hineingespült.“ Hatten wir ein Glück, es war ein großartiges Erlebnis!

Den Fischer trafen wir am Ende der Barra vor Rio Grande. Gelegen am südlichen Ende der größten Lagune Brasiliens (und der zweitgrößten Südamerikas) wurden zum Offenhalten der Passage zwischen Lagune und Meer (welche ansonsten immer wieder versandet) zwei 4 Kilometer lange Molen in das Meer gebaut. Wie Leitplanken weisen sie den Weg aufs offene Meer. Auf der südlichen sind Schienen verlegt und mit einfachen Gefährten - einer mit Segel bestückten Draisine ähnlich - kann man sich mittels Wind- und Muskelkraft zum Ende befördern lassen. Auf ratternden Gleisen zwischen großen Steinblöcken, vorbei an den darauf sitzenden und stehenden Anglern. Manchmal liegen Fische zuhauf neben und zwischen den Schienen und dann wieder müssen wir die Füße hochnehmen um nicht im Vorbeifahren in einem Fischernetz hängen zu bleiben. Hinter den Blöcken sehen wir die heimkommenden Fischerboote fahren und manchmal kommt fast die Sonne durch den Nebel. „Heute ist nicht viel zu holen“ sagte der Fischer an der Spitze der Barra. An einem guten Tag brauche er das Netz nur etwa 15 Minuten im Wasser zu lassen und habe so 80 bis 100 Fische drin. „Hängt natürlich mit den Strömungen zusammen, wenn das Süßwasser zu weit ins Meer reicht, dann flüchten die Salzwasserfische. Und früher gab es hier deutlich mehr. Mehr Fische und mehr Fischarten.“ Aber alles in allem könne man nicht klagen, es sei immer noch viel herauszuholen.

Am Abend hatten wir dann alle ein Problem, als es in unserer allabendlichen Fragerunde darum ging, „das Schönste“ des Tages zu bestimmen. Was war nun besser –die Muscheln am Strand oder die Fahrt mit dem Segelschienenfahrzeug??